Der Tag ist leise. Kein spektakulärer Sonnenaufgang, es ist einfach irgendwann hell und etwas feucht und warm. So warm wie unser Kühlschrank. Wir beginnen gedanklich bereits den Kompressor zu zerlegen und uns den Verlegeplan der Elektroleitungen hervorzukramen (ha, Scherz, so etwas gibt es nicht auf Gebrauchtbooten), als wir uns daran erinnern gestern den Joghurt umgeladen zu haben. Wenn wir Joghurt ansetzen, steht dieser zum Reifen auf dem Kompressor des Kühlschranks. Hier herrschen für ihn angenehme Bedingungen, er kann gut reifen. Beim Rausholen und Umladen werden wir wohl an den Schalter gekommen sein. Und siehe da, so isses. Schnell den Schalter umgelegt und alles wird langsam wieder kalt. Manche Segler sind auch ohne Kühlschrank unterwegs, das funktioniert auch, bedarf jedoch einiger Planung. Die haben wir nur in Teilen durchgeführt wie zum Beispiel Butter zu klären und sie in Schraubdeckelgläsern gefüllt mitzunehmen. Ohne das Eiweiß in der Butter, verdirbt diese ohne Kühlung nicht. Auch haben wir andere Dinge eingekocht zum Einen um Proviant dabei zu haben, zum anderen um in bestimmten Situationen mal schnell eine warme Mahlzeit ohne großen Aufwand erzeugen zu können.
Heute haben wir mal wieder einige Dinge aus dem Wasser gezogen, die da nicht hin gehören. Manchmal geht bei Seegang und Wind was verloren, manchmal wird aber auch mit Absicht oder ohne darüber Nachzudenken einfach entsorgt. Gerade Folien können einem das Leben schwer machen, wenn sie in den Ansaugtrakt für das Kühlwasser des Motors geraten. Die Holzpalette, die nebenher schwamm, haben wir im Wasser gelassen. Zum einen weil sie aus organischem Material besteht, zum anderen weil sie einfach für uns zu sperrig ist.

In der Nacht zuvor haben wir auf unserem Kurs nach Süden Cabo Finesterre, das Ende der Welt im äußersten Nordwesten Spaniens passiert. Wir können die Küste jedoch nicht sehen, da wir etwa 100km entfernt auf dem Atlantik sind. Das hat mehrere Gründe. Der Wind wird hier etwas früher wieder einsetzen und wir sind weit entfernt von den immer wieder auftretenden Angriffen von Orcas auf Boote. Seit etwa 2021 sind immer wieder die Ruder von Segelbooten von einer sehr kleinen und ganz speziellen Gruppe von Orcas beschädigt worden und durch die Schäden sind auch einige Boote gesunken, weil sie so beschädigt waren, dass sie Wasser genommen haben. Die Orcas ziehen über das Jahr von der Küste Marokkos bis hoch in die Bretagne und halten sich vor allem in den Bereichen von 20m bis 300m Meerestiefe unterwegs. Von diesen Bereichen sind wir weit entfernt, aktuell zeigt die Karte eine Tiefe von 4800m an.

Auch unter Wasser gibt es Gebirge und Täler. Die Tiefen von mehreren Tausend Metern zeigen Täler an. Geringere Wassertiefen sind sozusagen Berge. Reichen diese aus dem Wasser, werden sie Inseln oder Festland genannt. Manchmal sind die Gebirge flach, manchmal ragen sie steil auf. In solchen Fällen wirken sich die Änderungen der Tiefe deutlich auf die Oberfläche aus. Das Wasser ist kabbelig und aufgewühlt ungefähr so wie bei Stromschnellen. Etwas weiter südlich des Cabo Finesterre gelangen wir in einen solchen Bereich.

